Als erste ernsthafte Reisevorbereitung neben der Spardose für die Reise entschied ich mich mit meinen damals süßen 58 Jahren den Führerschein zu „probieren“.
Der Vorteil meines Alters bzw. des "alten Führerscheins" war, dass ich keine Theorie/Praxisstunden mehr machen musste. Eigentlich musste ich nur zur praktischen Prüfung (A2). Das war mir aber doch zu gewagt. So ganz ohne Erfahrung ;). Also machte ich Fahrstunden.
Schnell musste ich den kleinen Unterschied zwischen Fahrer und Sozia feststellen. „Das klappt nieeee“, dachte ich. Beeindruckt von der Kraft des Motorrades und der andersartigen Fahrweise startete ich in mein Leben als „Bikerin“.
So oft habe ich gedacht, dass ich das nicht schaffe. Dieses vermaledeite Slalomfahren hat einiges an Selbstvertrauen gekostet. Und auch Verletzungen. Dachte ich doch, dass ich das Motorrad beim Umfallen noch mit einem galanten Hüftschwung wieder aufrichten könnte. Und das dachte ich gleich zweimal.
Eine schmerzhafte Erfahrung, die in einer Zwangspause endete. Irgendwann hat es dann doch geklappt und ich habe fehlerfrei die Prüfung bestanden. Da war ich wirklich stolz auf mich. Und eine Honda CBF 500 musste her.
Die erste Fahrt durch das kurvenreiche Gelbachtal war für meinen Mann ernüchternd. Während er vor mir herschleichen musste war ich nach jeder Kurve froh, dass ich sie überstanden habe. Ja soo hat er sich das nicht vorgestellt.
Aber da muss ich ihn loben, er hat nie aufgegeben und mich immer angemessen gefordert. Und dabei seinen „heißen Reifen“ ohne Murren abgelegt.
So, dann direkt ab in den Schwarzwald. Sowie zum Pässefahren im Schönauer Hof im Lechtal.
So haben wir in einem Jahr 10.000km gefahren.
Das Folgende Jahr fing schon gut mit einer Fahrt durch Marokko an. „Ich möchte nicht im Tunnel, im Dunkeln und im Regen fahren. Und zu eng sollten die Gassen auch nicht sein.“ Das waren sinnlose Wünsche….
Nachdem wir durch den Gottharttunnel (17km) mussten, ich auf der Fähre gestürzt bin („nicht über die Nupsies fahren!“) mussten wir nach der Ankunft im Dunkeln und im Regen doch noch fahren.
Ich stellte fest, dass es einen Unterschied von Tanger Med und Tanger gab. Genau 50km. Das wunderschöne Hotel lag in der Altstadt. Also mit dem Motorrad in die Verschlungene Medina von Tanger. Innerlich hörte ich mich schreien “Aus dem Weg, wenn ihr überleben wollt!“
So ging es dann weiter, Baustellen, Wüstenfahrten, schwindelerregende Pässe in den Wolken ohne Sicht, dafür mit Ziegen.
Egal es war insgesamt eine wunderschöne Reise mit vielen Anforderungen. Eine Feuerprobe für unsere große Reise – bestanden!
Nach zwei Jahren dann den nächst größeren Führerschein gemacht und eine BMW f650GS Twin zugelegt.
Ab jetzt mit Gepäck. Das lief jetzt recht gut. Das Motorrad ließ sich auch noch leichter fahren. Ich habe mich nochmal in Österreich versucht und einige schwierigere Pässe mit viel Herzklopfen bezwungen.
Durch Corona waren wir ansonsten in Deutschland unterwegs. Doch 10.000km kamen zusammen.
2021 wurde dann wiederum durch Corona Einschränkungen verursacht eine Umfahrung der Deutschen Grenze geplant. Aus der Notlösung wurde eine erfahrungsreiche Reise. Mussten wir doch unser Equipment testen. Da war auch einiges nötig. Wir brauchen ein Zelt und einen Kocher und Schlafsäcke und Luftmatratzen und und und…… Da war einiges zu eruieren um das optimale Equipment für unsere Bedürfnisse herauszufinden.
Zum Austesten hatten wir reichlich Möglichkeiten bei Regen Wind und Hagel. Sogar eine Überflutung mit Zeltumsetzung war drin. Da war meine Standortwahl wohl nicht so gut überlegt. Die Reise ist aber zu empfehlen wir fuhren 4.300 km und haben tolle Regionen mit vielen netten Leuten und die verschiedensten Campingplätzen kennengelernt.
Haben das Zelt 15-mal auf- und abgebaut und alles Nötige und Unnötige verstaut. Auf die Frage „Was war zuviel auf der Reise?“ antwortete mein Liebelein: “Das dritte T-Shirt!“
Zu guter Letzt stand noch ein Enduro Training an. Natürlich die Anfahrt mit dem Auto und Fahren mit einem Mietmotorrad einer 750er. Mein neues Weltreisemotorrad, eine BMW f850GS wollte ich nicht demolieren und wehtun würde ich mir eh, bei einem „sicheren“ Sturz, wie ich zu wissen glaubte zu. Das würde eine Rückfahrt mit dem Motorrad erschweren.
Das war vielleicht ein tolles Erlebnis! Ich wuchs über mich hinaus und bin alles Angebotene gefahren. Schotterberge, durch Wasser, auf Mauern, durch den Wald und alle möglichen Parcours. Ein tolles Erlebnis!! Das mit dem Sturz und dem Wehtun hat dann freundlicherweise mein Mann für mich erledigt. Der Ärmste.
So gewappnet ging es an andere Themen wie: Int. Fahrzeug und Führerschein, Krankenversicherung, Fahrzeugversicherung, zweiter dicker Reisepass, Carnet de Passage, RoRo-Ticket für die Motorräder oder doch einen Container – nee vielleicht doch fliegen? Und impfen, was das Zeug hält Tollwut, Tetanus, Hepatitis, Thyphus, Gelbfieber etc. - alles überlebt.
Visabestimmungen, Kreditkarte, Banking, Laptop, Flugticket, Übergepäck, Powerbank etc.. Und das Motorrad benötigte noch allerhand Anbauten wie: Motor- und Tankschutzbügel, Zusatzscheinwerfer, Unterbodenschutz, Lampenschutz, Navigation, Koffer, Top Case, Tieferlegung (bin auch klein), Hauptständer (nicht mehr serienmäßig dabei), Handschutz, Tankrucksack, Zusatztaschen, Kamera, welche Reifen, Schläuche etc..
Und das muss nicht nur eingebaut werden, nein ich muss es auch noch verstehen.
Mein fahrbarer Untersatz ist ein Computer im Körper eines Motorrades also ein Transcomputer. Dauert bis man alles kapiert. Mein Laptop ist ein Laptop, dauert auch. Die Kamera hat ein vielschichtiges Leben das ich nach 90 Min. YouTube Anleitung erst im Ansatz verstehe. Der Navi ist ebenso kompliziert.
Und mein größter Schatz mein Mobiltelefon das habe ich schon 2 Jahre und es verwundert mich immer wieder mit neuartigen Reaktionen. Ein Schatz, weil hier alles zentral gespeichert ist. Geld, Impfen, Kontakt, Kamera, Wörterbuch, Handbuch, Homepage… Da hab ich jetzt schon Verlustangst. Bin noch beim Nachdenken wie ich es sicher an mich „binde“. UUps, im Mai defekt. Jetzt muss ein neues her. Ach, und eine Ersatzbrille brauche ich ja auch noch.
Die Summe dessen lässt mein Hirn kochen.
Aber alles muss erledigt und bedacht werden, klar. Step by Step muss ich mir dann immer wieder selbst sagen. Nur so geht es. Und es wird so viele Unwägbarkeiten geben, da muss man einfach relaxter werden.
Aber wir sind nicht die Einzigen, die so etwas vorhaben. Dank sozialer Netzwerke fanden wir doch tatsächlich noch vier Motorradfahrer, die zumindest die Panamericana fahren und ebenso im Mai starten. Da fühlt man sich gleich besser. Weil auf Zustimmung darf man in Familie oder Freundeskreis nur sporadisch hoffen. „Ihr seid verrückt“ hatten wir noch nie so oft gehört.
Dann tun Gleichgesinnte gut, wie wir auch bei einem Treffen feststellen konnten ( Tango2south.de ). Vielleicht klappt es ja mit einem gemeinsamen Container.
Wow B2 Visum nach USA benötigt man 90 Min. für einen Fragebogen und ein Interview im Konsulat. Das kann ja heiter werden…..Nach unzähligen Versuchen hat es dann doch geklappt. Also die Anmeldung und Bezahlung. Warten……
Oh Flug oder Schiff, wie kommen unsere Mopeds nach Amerika? Antwort nicht vor Februar. Warten…. Geduld braucht man schon.
Und mein Testament muss ich auch noch machen. Wer kümmert sich, wenn keiner hier ist? Und machen die das auch alle Richtig :) ? Ja, da ist loslassen angesagt. Eine gute Übung für mich, mein Mann kann das.
Jetzt ist Probeprobepacken angesagt - passt alles? Braucht man wirklich alles? Hat man alles was man benötigt? Da gibt es unterschiedliche Meinungen.....
Dann der Abgabetermin in Hamburg für unsere Motorräder, endlich kurz nach Ostern ist es soweit.
Mit Transporter, Hänger oder selbst fahren? Letztendlich haben wir uns für einen Hänger entschieden. Aber nicht vorher einer Motorradsegnung beizuwohnen, man kann ja nie wissen. Ja, jetzt ein letztes gut durchdachtes Packen und dann ist die motorradfreie Zeit angesagt.
Die an dieser Stelle vorgesehenen Inhalte können aufgrund Ihrer aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt werden.
Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Diese Webseite verwendet Cookies, um Besuchern ein optimales Nutzererlebnis zu bieten. Bestimmte Inhalte von Drittanbietern werden nur angezeigt, wenn die entsprechende Option aktiviert ist. Die Datenverarbeitung kann dann auch in einem Drittland erfolgen. Weitere Informationen hierzu in der Datenschutzerklärung.